Der Carl-Duisberg-Park

Eingang zum japanischen Garten

Der Carl-Duisberg-Park ist eine Stiftung von Carl Duisberg zur Erholung der Mitarbeiter der Bayer AG. Duisberg verfügte 1921, dass die Fläche von 140 ha nicht bebaut werden darf. Der Park ist in Deutschland die größte Grünfläche in einem Industrieunternehmen. Die in den 20er Jahren gefertigten Figuren von Fritz Klimsch gehören zu den wertvollsten Kunstwerken in einem öffentlichen Park des Rheinlandes.

Am bekanntesten ist der von einem japanischen Gartenarchitekten angelegte ehemalige Privatpark der Duisbergs. Der Japanische Garten wurde in den 60er Jahren zur Errichtung des Hochhauses auf Kölner Gelände umgezogen. Mitten durch den Park verläuft die Stadtgrenze.

Bis in die 60er Jahre gab es hier Tennis- und Hockeyplätze.

Wegbeschreibung

Wir überqueren die Friedrich-Ebert-Straße und folgen der gegenüberliegenden Kaiser-Wilhelm-Allee. Hinter dem Kasino biegen wir links ein. Rechts kann man im Park einen Blick auf die Rückseite der Konzernzentrale werfen. Links sehen wir die Figuren von Fritz Klimsch und im Hintergrund den Floratempel.

Wir folgen vor der Anlage dem rechts abbiegenden Weg durch den Park Richtung Japanischer Garten. Am Ende des Weges biegen wir links ab. Gegenüber dem Eingang befindet sich ein Fahrradständer.

Zurück fahren wir den Weg rechts und biegen dann links dem Weg an den Bäumen und Büschen ein. Auf dem zentralen Verbindungsweg durch den Park fahren wir wieder links und kommen wieder zwischen Konzernzentrale und Kasino zur Kaiser-Wilhelm-Alle. Links sehen wir die alte Konzernzentrale und dahinter die Pharma-Forschung.

Informationen zum Park

Die ehemalige Villa Duisberg
Floratempel mit dem Carl Duisberg-Mausoleum
Skulptur vor dem Floratempel

Der Park wurde zeitgleich mit dem Kasino und der Villa Duisberg vom Kölner Stadtgärtner Strauß geschaffen. Damals nannte man die Anlage „Kasinogarten“. Zur Gestaltung des 140 Hektar großen Parks wurde der Bayer Gartenbaubetrieb mit 285 Mitarbeitern gegründet. 1914 wurden weitere 100 Fremdarbeiter zur Unterstützung rekrutiert. 1921 verhandelte Duisberg beim Regierungspräsidenten die Errichtung des Mausoleums als Grabstätte für sich und seine Frau im Park. Das Gesuch wurde positiv beschieden, da der Park zeitgleich in eine Stiftung zur Erholung der Mitarbeiter der Bayer AG gewandelt wurde. Diese Fläche darf nicht bebaut werden und ist bis heute die größte Grünfläche in einem deutschen Industrieunternehmen.

An das Haus der Duisbergs schloss sich ein persönlicher Garten an, der in eine Gebirgslandschaft mit Bächlein und gestautem Wasser auslief. Den Hügel gibt es heute noch, allerdings ist das Gelände völlig zugewachsen. Links vom Hügel befindet sich der Floratempel.

Fritz Klimsch stieg im Dritten Reich zum Haus- und Hofbildhauer der Nationalsozialisten auf. Besonders Joseph Goebbels schätzte seine zarten Frauen in Jugendstilanmutung und die komplementären sportlichen, muskulären Männer, die für den Olympiastandort Berlin und die Universitäten in Berlin und München geschaffen wurden.

An der Seite des Parks steht die kreisförmige, 2002 von dem Architekten Helmuth Jahn errichtete neue Konzernzentrale der Bayer AG. Hier befand sich ehemals die Villa von Carl Duisberg, die 1963 abgerissen wurde. Das Gebäude erfüllte zahlreiche repräsentative und gesellige Funktionen, die mit der Unternehmensleitung verbunden waren. Berühmt waren in den zwanziger Jahren Duisbergs Kunstsammlung und die Skulpturen im Park. Die Villa, das Kasino und die alte Konzernzentrale bildeten damals ein stimmiges Ensemble. Die Bildersammlung zählte zu den größten in Nordrhein-Westfalen. Viele Bilder befinden sich mittlerweile in Münchner Museen. Duisbergs hatten bei Bad Tölz ein Landhaus. Nachkommen sind dort hingezogen.

Die Begräbnisstätte der Duisbergs, der Floratempel, wurde vom Frankfurter Städel-Bildhauer Professor Fritz Klimsch nach dem Vorbild des Apollotempels in Versailles mit einer zarten Marmorfigur, einer Nike, gestaltet. Das Gebäude ist ein im Frankfurter Raum häufig anzutreffendes Serienmodell. Die Kosten für die Anlage in Höhe von 122.660 Reichsmark trug Duisberg selbst. Fritz Klimsch entwickelte sich in der Weimarer Republik zum Lieblingsbildhauer von Carl Duisberg. So finden wir in Leverkusen zahlreiche Werke dieses Künstlers.

  • Im Park die Büste als Grabplatten von Carl und Johanna Duisberg
  • Die Figur der Auferstehenden (Korrespondierend zur vergoldeten Skulptur gibt es auf dem Manforter Friedhof eine Bronzefigur)
  • Die Demut
  • Rehlein und Ariane
  • Die Schauende und Sitzende befanden sich ehemals im Carl-Duisberg-Bad

Die Parkskulpturen zählen zu den wertvollsten im Rheinland. Sie wurden 2006 gestohlen und durch gesicherte Repliken ersetzt. Weitere Klimsch-Skulpturen befinden sich in der Herz-Jesu-Kirche und am Ehrenfriedhof für gefallene Soldaten in Opladen.

 
Video: Die Skulpturen im Park

Das Kasino

Architektenplan zum Kasino
Mitglieder der Gründungsversammlung mit Minna Sonntag, Johanna Duisberg und Carl Duisberg

Im Parterre des Kasinogebäudes sind mehrere öffentlich zugängige Kantinen in den herrschaftlichen Räumen untergebracht, die gelegentlich am Wochenende für Bälle und Events genutzt werden. Im Keller befindet sich das Restaurant Zum Löwen, das zu einer kleinen Erfrischung oder einem Snack einlädt. Leider ist die alte Weinstube mit Originaleinrichtung von 1914 Opfer der letzten Renovierung geworden, so dass es nur noch eine nichtssagende Möblierung für eine Standardweinverkostung gibt. Allerdings sind an den Wänden noch einige historische Bilder zum früheren Ambiente zu sehen.

Networking für Führungskräfte im Kasino

Networking im Kasino

Gewünscht war von der Geschäftsführung von Anbeginn an ein reger Austausch der Bewohner aus der Beamtensiedlung mit dem Kasino, d. h. dem geselligen Zentrum und der hier ansässigen, 1901 gegründeten Kasinogesellschaft für leitende Angestellte. In dieses Netzwerk der Führungskräfte konnte man nur in gehobener Position auf Vorschlag von zwei Bürgen eintreten.

Gegründet wurde die Kasinogesellschaft vor der Errichtung des Hauses. Die Werksbeamten aus Wuppertal wohnten in ehemaligen Villen der Familie Leverkus auf dem Kahlenberg. Um die Hauswirtschaft, die Weinbestellungen und vergnügliche Veranstaltungen zu organisieren wurde die Kasinogesellschaft gegründet.

Die Einweihung des Kasinogebäudes mit Jugendstilanmutungen fand im Juni 1914 anlässlich des Deutschen Chemikertages und des fünfzigjährigen Firmenjubiläums von Bayer statt. Carl Duisberg wollte beweisen, dass das Bayerwerk nicht „am Ende der Welt kaltgestellt“, sondern schick, modern und kulturell engagiert war.

Im Kasinogebäude waren in den oberen Etagen Gästezimmer, für Dienstreisende oder Neueingestellte „Junggesellenbeamten“. Gesellig ging es am Abend im Weinstubenkeller oder in der Kegelbahn zu. Ein Tennisplatz sorgte für den sportlichen Ausgleich. Diese Annehmlichkeiten konnten die Werksbeamten als Mitglied der Kasinogesellschaft nutzen.

Ab 1921 ging die Kasinogesellschaft dazu über, Bildungsreisen, Tanzschule und Bälle anzubieten. Junge Leverkusener der „guten Gesellschaft“ lernten sich über Generationen hier kennen. Aus der Herrenzweckgemeinschaft ist also eine ein soziales Netzwerk der Leverkusener Upper Class geworden, welche Ehefrauen und Kinder ausdrücklich in das soziale Leben mit einbezog. Man trieb gemeinsam die weißen Sportarten, genoss Kultur und pflegte bei einem guten Glas Wein Geselligkeit. Im Kasino ging es um das Sehen und Gesehen-Werden, Small Talk und das Einfädeln vorteilhafter Bekanntschaften. Menschen aus anderen sozialen Schichten war damals der Zutritt in die Gesellschaft verwehrt.

Der ehemalige Kasinogarten mit Tennis- und Hockeyplätzen

Bis in die 60er Jahre gab es hier Tennis- und Hockeyplätze.
Zuletzt wurde 2002 das sehr beliebte Carl-Duisberg-Schwimmbad geschlossen.

Heute sehen wir Wiesen und alte Baumbestände. Das war nicht immer so. An der Ecke stand ein großzügiges Schwimmbad mit mehreren Becken, zwischen Bad und Kasino gab es Tennisplätze, und im hinteren Bereich waren die Hockeyplätze. Das Kasino wurde von allen „weißen Sportlern“ (Tennis, Hockey und Rudern) für die Geselligkeit genutzt.

1933 hatte Duisberg das Bad zu seinem goldenen Firmenjubiläum gestiftet. Hier schwammen die Akademiker und ihre Familien, während die anderen Wiesdorfer ins städtische Freibad oder zu den Baggerseen zum Schwimmen gingen. Die Bayer AG hat das Bad 2003 gegen den Protest der schwimmbegeisterten Mitarbeiter geschlossen.

Der japanische Garten

Das Teehaus
Seerosenfrosch und Schildkröte im Teich
Im Japanischen Garten leben Wasserschildkröten, Kois und viele Vögel.

Ursprünglich befand sich der Japanische Garten als Privatgarten der Villa Duisberg rund 200 Meter nördlich. 1960 wurde er wegen des Baus der zwischenzeitlich wieder abgerissenen Konzernzentrale originalgetreu an seinen heutigen Standort verlegt.

Bereits im Kaiserreich gab es am Hausgarten der Duisbergs einen kleinen Japanischen Garten. Nach einer dreimonatigen Japanreise ließ Duisberg 1926 den Park in erweiterter Form anlegen. Praktischerweise hatte er gleich vor Ort ein Teehaus, Brücken, Dekor und Skulpturen eingekauft und ließ alles per Schiff nach Leverkusen transportieren. Es entstand eine Wasser- und Teichlandschaft mit mehreren Brücken und Wasserspielen. In der Mitte befindet sich ein rotes Teehaus, das malerisch von Kamelien und Rhododendren eingerahmt wird.

Zwischen den Pflanzen befinden sich die mitgebrachten japanischen Skulpturen. Duisberg liebte es, in diesem malerischen Ambiente Geschäfte zu verhandeln. In der Weimarer Republik waren Möbel, Gärten oder Teegeschirr à la Japonaise sehr in Mode. Die Gegenstände korrespondierten gut mit dem sachlichen Bauhausstil.

 
Video: Der japanische Garten

Das Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus

Auf den Stadtführungen werden wir häufig zum Verhältnis von Bayer zum Nationalsozialismus gefragt. Lange war dies in Leverkusen ein Tabuthema. 2023 ist nahe der neuen Konzernzentrale im Carl-Duisberg-Park ein Mahnmahl für die Opfer des Nationalsozialismus eingeweiht worden. Opfer gab es u. a. bei den Chemikern, einem akademischen Aufstiegsberuf zum Ende des Kaiserreichs und der Weimarer Republik.

Ab 1938 waren auch Fremdarbeiter unter den Opfern, die in Arbeitslagern lebten.

Lesenswert in diesem Zusammenhang ist der Artikel Der jüdische Chemiker Dr. Arthur Eichengrün – Pionier des Aspirin auf GELSENZENTRUM.de